IRON-Man

-Frankfurt am Main-

04. Juli 2010

von Rocky Ritzel (Frank Jüngst) sowie Irmy Pape (Teammanagement)

Name

Schwimmen

Platzierung

Wechsel

Zeit

Rad

Platzierung

Wechsel

Zeit

Laufen

Platzierung

Platz

AK

Platzierung

Gesamtzeit

Gattner, Michael

1:16:55

886

03:49

5:15:46

304

01:54

3:45:31

321

1963

M45/36

10:23:57,8

311

Ferg, Robert

1:36:18

1733

06:30

5:24:02

531

03:35

3:47:53

360

1960

M50/23

10:58:21,0

593

Jüngst, Frank

1:22:04

1139

07:08

5:39:14

916

04:56

4:59:55

1435

1964

M45/197

12:13:18,8

1204

Will, Stephan

1:27:38

1396

08:20

5:54:33

1261

04:42

6:31:59

1882

1965

M45/311

14:07:14,5

1755


Mein erster Marathon, mein erster Ironman, der längste Tag des Jahres: 04.07.2010 (Rocky Ritzel / Frank Jüngst)

Eigentlich beginnt ja alles schon in 2008: Ich komme freitags von Zypern aus dem Urlaub zurück und sonntags morgens wird wieder "geschossen"! Natürlich ohne mich. Aber wieder stehe ich an der Radstrecke, so wie später am Römerberg, und träume davon, einmal hier den Zielkanal über den roten Teppich vor tausenden von Zuschauern einzulaufen. Doch dann holt mich die Realität wieder ein. Ich habe noch nie einen Triathlon gemacht, Laufen gehört gar nicht zu meinen bevorzugten Sportarten und dann auch noch einen Marathon nach Schwimmen und 183,8 km Radfahren! Aber es lässt mir keine Ruhe und das Projekt reift. Immerhin fahre ich schon seit 20 Jahren aktiv Rennrad und geschwommen bin ich in meiner Jugend (ist ja nur schlappe 30 Jahre her) auch aktiv. Also ich gehe auf die Rosenhöhe und schwimme mal ein paar Bahnen … und es geht sogar noch. Aber die Zeiten, na ja. Immerhin, nach ein paar Einheiten schaffe ich die 1.000 m unter 30 min. Ok, ein guter Schwimmer schafft in der Zeit das Doppelte, aber mit Training kann man ja bekanntlich etwas erreichen. Jetzt gibt es aber noch die 3. Sportart: das Laufen. Und auch damit fange ich nun etwas widerwillig an. Und ich merke ganz schnell, hier musst Du ja noch mehr trainieren! Aber es geht immer weiter voran. Im Herbst die ersten Meldungen zum Halbmarathon in Heidelberg (SAS) und 4 Wochen später in Mainz (Gutenberg). Im Winter werde ich dann Mitglied des www.eosc.de (Abtl. Triathlon) und gehe 2x pro Woche zum Schwimmtraining. 2009 wird es dann ernst, nach den beiden Halbmarathons steht nun mein erster Triathlon an. Mit dem Morettriathlon habe ich mir gleich eine Halbdistanz ausgesucht, anstatt mal klein anzufangen. Aber es soll ja der Test für das Projekt 2010 werden.
Er endet mit einer Disqualifikation. Dennoch bin ich nach 5h:36min im Ziel (Bericht siehe hier im Archiv). Es folgen im gleichen Jahr noch 2 olympische und eine Sprintdistanz und ich bin von einem neuen Virus infiziert.
Ganz nebenbei melde ich mich am 1. Juli mit einigen Mitstreitern aus den Reihen der F-d-R zum Ironman Germany in Frankfurt am 04. Juli 2010 an. Voraussetzung zur Anmeldung ist - neben einer stattlichen Gebühr - das Versprechen gegenüber meiner Familie,
dass ich an einem Ironman nur einmal in meinem Leben teilnehmen werde!
Weiter geht's! Schließlich bin ich ja noch nie einen Marathon gelaufen und die Möglichkeit in Frankfurt Ende Oktober besteht noch. Trainingspläne aus dem Netz herunterladen und bis zu 5mal die Woche im Wald oder auf der Bahn rumrennen. Auch das Schwimmen nicht vernachlässigen. Allerdings muss meine Freundin aus dem Hause TREK etwas leiden.
Und dann ist es soweit: Zwei Wochen vor dem Marathon will ich noch den Mainuferlauf in OF (Halbmarathon) einschieben und da passierts. Bei ~ km 17 ein Stich wie von einem Messer hinten im Oberschenkel und ich muss mich noch an der Strecke abholen lassen. Das ist es dann auch für die nächsten 6 Wochen mit dem Lauftraining - ein Muskelfaserriss bringt das Projekt 2010 erstmals ins Stocken. Anfang Dezember ereilt mich dann noch eine fette Grippe, ich glaube es ist die allseits bekannte von dem Schwein … und sie hat mich dann auch fest im Griff. Es ist Mitte Januar und ich bin immer noch kräftig am Husten, als mein Arzt dann zu Asthmasprays greift. Genau, Sprays. Es sind gleich zwei und auf der Dopingliste stehen sie auch. Aber ok, es steht ja kein Wettkampf an und sie sind medizinisch verordnet.
Weitere Dämpfer gibt es dann, als ich auch noch das geplante Trainingslager in Andalusien absagen muss. Aber eine Aschewolke aus Island hätte mich eh nicht fliegen lassen!
Aber ich gebe so schnell nicht auf und kann dann auch endlich die letzten Monate so richtig nach Plan trainieren. Zwar erziele ich bei den Vorbereitungswettkämpfen nicht die erhofften Ergebnisse, aber dafür sind die Titel der Events um so klangvoller:
- Halbmarathon in Mainz (Deutsche Marathon Meisterschaft)
- Altstadt Duathlon Oberursel (Deutsche Meisterschaft)
- Morettriathlon (Hessenmeisterschaft Halbdistanz; dieses Jahr ohne Disqualifikation)
- dazu div. Radevents wie der Super Cup in Bimbach
… ja und dann kommt die Woche, in der die Trainingseinheiten nur noch kurz sind. Da steht da auf einmal im Trainingsplan nur noch "5 km locker Laufen, 1 h Radfahren". Regenerieren ist angesagt. Der Körper soll sich erholen und das Wetter tut sein übriges. Im Laufe der Woche steigen die Temperaturen auf weit über 30° C, für den Wettkampftag sind 37°C vorausgesagt!
2. Juli: Wettkampfbesprechung in der Eissporthalle, was aber keine Abkühlung bedeutet. Ganz im Gegenteil: Als der Moderator uns in der Arena des "DEL Clubs der Frankfurt Lions" begrüßt, komme ich als Eishockeyfan leicht in Wallung. Die Lions haben zu diesem Zeitpunkt Insolvenzantrag gestellt (und sind mittlerweile Historie).
3. Juli: Check-in am Langener Waldsee. Das Thermometer zeigt ~36°C an und wir stehen in der Gluthitze, um unsere Beutel für die Wechselzonen abzugeben. Aber spätestens jetzt wird mir klar: Du bist hier nicht bei irgendeinem Wettkampf, du startest hier beim "Ironman European Championchip" über die Langdistanz. Und endlich werde ich auch nervös. Ich hatte mir vorgenommen, spätestens um 21 Uhr ins Bett zu gehen, denn es ist ja frühes Aufstehen angesagt. Ab 22 Uhr versuche ich es dann auch mit dem Schlafen, aber ob und wie viel ich bis 4:15 Uhr (zu diesem Zeitpunkt rappelt der Wecker) wirklich geschlafen habe, weiß ich nicht.
4. Juli, 4:15 Uhr: Ich habe zwar den Wecker gestellt, aber ich war vorher schon wach. Wie soll man nach so einer Nacht den Wettkampf überstehen und dann auch noch diesen? Aber der Körper steckt voller Adrenalin.
5:00 Uhr: Ich hole den Stefan ab.
5:20 Uhr: Wir treffen Robert und Michael im Langener Wald auf dem Weg zum See. Die Stimmung ist perfekt. Eine Mischung aus Nervosität und Freude, dass es endlich so weit ist.
6:45 Uhr: Start der Profis. Und Michael G. mit im Feld der 300 ausgewählten Agegrouper. Die Nationalhymne wird gespielt und neben den Athleten säumen ca. 8.000 Fans das Ufer. Gänsehaut-Feeling pur. Unter den Fans auch einige F-d-Rler: Günter, Bernd, Dirk und Horst, Klaus leider in Bayern in Urlaub!
7:00 Uhr: Es ist soweit. Es wird geschossen! Und los geht's - übrigens ohne Neo, Wassertemperatur ~26°C. Nun erstmal den Rhythmus finden und versuchen, in der Gicht so wenig wie möglich Wasser zu schlucken. Das gelingt mir. Nach 1h:22 min komme ich aus dem Wasser und sofort schießt mir mein erster Triathlon in den Kopf. Jetzt bloß nicht wieder zu früh aufs Rad. Ich lass mir Zeit und Alles geht gut. Nun mal so langsam sondieren, wer ist vor mir, wer hinter mir. Klar Michael war im Feld der Elite gestartet. Der ist weg. Doch ich hatte mir ausgerechnet: Wenn ich 10-15 min vor Robert aus dem Wasser komme, könnten wir gemeinsam in die Wechselzone 2 kommen. Und so kommt es dann auch. Erst in der 2ten Runde am "Heart break Hill" überholt mich Robert. In der Wechselzone noch ein Smalltalk und dann kommt Roberts Zeit. Er läuft den Marathon in 3h:47min und das nach 188,8 km (Radstrecke war dieses Jahr 5 km länger)!!! Respekt!
Ja und bei mir beginnt nun der erste Marathon. Dem zufolge lass ich es ruhig angehen. Mein Strategie sind 6 min/km, was mir auch in der ersten Runde (5:52) gut gelingt. Doch schon in der 2ten sind es nur noch 6:30 min/km und ich werde immer langsamer. Aber an der ganzen Strecke sind meine Familie, Freunde, Bekannte, Fans verteilt. Es gibt somit eigentlich keine Möglichkeit, mal "unauffällig" zu gehen.
Die schlimmste Phase beginnt dann bei km 25-27. Ich rechne: "Jetzt noch 15-17 km. Das war so oft Deine Trainingseinheit. Und die hat schon wehgetan!" Doch wie gesagt, fast jeden km steht jemand, den man kennt. Und so geht es immer weiter. Besonders lautstark ist es jedes Mal in der Ostkurve am Wendepunkt beim Rudererdorf. Auch diesen Wendepunkt passiere ich dann so gegen 18:45 Uhr zum letzten Mal. Auf der Strecke ist es inzwischen schon deutlich ruhiger geworden. Jetzt sind es nur noch wenige km zum Ziel. 3-4? Ich weiß es nicht genau.
Und dann … kommt der Moment für den ich so viel, so lang und so hart trainiert habe: Ich biege ab in den Zielkanal über den roten Teppich zum Römer. Stehen hier jetzt überhaupt noch Zuschauer außer meiner Familie? Die Elite ist schon eine Weile im Ziel. Doch sie sind noch da, die Zuschauer. Und wie! In 3er/4er-Reihen stehen sie, laut jubelnd, bis zur Ziellinie, einfach unglaublich! Wieder Gänsehaut pur!!! Einfach nur geil!
Am Ende weiß, so glaube ich, jeder, warum es "der längste Tag des Jahres" heißt. Aber noch wichtiger: Alle finishen! Und es "muss" keiner im nächsten Jahr starten, um einmal sein großes Ziel zu erreichen. Dennoch: Nach ein paar Tagen Abstand weiß ich, ich "will" wieder starten und werde wohl ein Versprechen mehr nicht halten können.

Ironrocky 08.08.2010


...und Irmy Pape (Teammanagement) schreibt:
Sonntag morgen, Dämmerung:: Zwei sich vor meiner Terrassentür des Schlafzimmers prügelnde, schreiende und über meine Gartenmöbel turnende Kater holen mich zum ersten Mal aus dem Tiefschlaf und lassen mich - nach ihrer Verscheuchung - das erste Mal an "unsere Ironmänner" denken. Die haben sich nun wohl schon nach bestimmt nicht wirklich ruhiger Nacht müde und angespannt aus ihren Betten geschält und mit wenig Appetit gefrühstückt. Nach telepathisch geschickter Ruhe und meinem Segen dreh ich mich erst mal wieder um und schlafe noch ein Ründchen.
7.08 Uhr: Pünktlich gibts die nächste Schlafpause (ein ordentlicher Fan hat halt seine innere Uhr), um dem Schwimmstart der Jungens zu gedenken. Dann noch ein kleines Nickerchen.
8.15 Uhr: Aus dem Bett für die erste Runde mit dem Hund. Dabei erst mal mit Erleichterung festgestellt, dass die Sonne nicht wirklich scheint und ein ganz kleines Lüftchen weht - bessere Voraussetzungen als am Vortag. Allerdings gibt mir das eifrige Schwitzen bei einem strammen Schritt durch den schattigen Wald nicht gerade das Gefühl, dass ich jetzt gerne 180 km Fahrradfahren, geschweige denn 42 km durch die Innenstadt von Frankfurt joggen wollte ...
9.20 Uhr: Nach der Rückkehr gleich mal ein Blick in den Computer: Super! Alle vier haben das Schwimmen hinter sich gebracht. Auch ohne Neo innerhalb der vorgenommenen Zeiten. Bei den Wechselzonen bemerkt man dann die Erfahrung von Michael gegenüber den Rookies - er braucht nur halb so lange. Aber egal, Hauptsache keiner macht einen Fehler und handelt sich eine Disqualifikation ein. Und alle sitzen wohlbehalten auf dem Rad und haben auch schon die ersten 12 km hinter sich.
11.15 Uhr: Nach dem Frühstück der nächste Blick in den Computer. Noch keiner bei den 97 km der nächsten Messung angekommen. Fange mal an, ein paar Zeilen für die Website zu schreiben ...
11.38 Uhr: Bis auf Stephan sind jetzt auch alle bei den 97 km durch. Scheint gut zu laufen. Aber die angestrebten 5 Std. Radzeit beim Frank waren bei dem Wetter wohl doch ein kleines bisschen zu optimistisch. Völlig egal! Durchkommen zählt! ... Ich ziehe jetzt schon längst meinen Hut vor allen - wäre schon kurz nach dem Start des Schwimmens auf den Seegrund abgetaucht ...
11.45 Uhr: Jetzt ist auch der Stephan durch ... Erleichterung! Allen scheint es gut zu gehen!
Ab 14 Uhr werden sie dann wohl auf die Laufstrecke gehen. Hier ist dann echter Beistand gefordert. Mal schauen, wo wir uns platzieren, damit wir alle gut verteilt sind. Werde wohl versuchen, mich erst mal an dem westlichsten Punkt an der Uniklinik aufzustellen. Die anderen stehen am östlichsten Ende am Rudererdorf, andere wohl am Eisernen Steg.
13.50 Uhr: Michael ist - wie vorher vermutet - der erste auf der Laufstrecke. Er hat knapp über 5 Stunden für die Radstrecke gebraucht. Mist, gerade jetzt, wo die ersten unserer Jungens so langsam an den Laufstart kommen müssten, kommt hier die Sonne raus. Naja, vielleicht sieht es ja in Frankfurt anders aus. Ich werde jetzt mal schauen fahren ...
19.45 Uhr: Zurück und erst mal den Garten ertränkt. Und dann gleich an den Computer. War gar nicht so einfach bei den vielen Läufern den Überblick zu behalten. Am westlichen Ende war alles recht schmal. Da nur Robert und Frank auf ihrer ersten Runde gesehen. Beide sehen top aus. Auf die östlichste Ecke gewechselt und da auch Dirk mit seinen Söhnen und Bernd getroffen. Robert und Frank schweben auch hier noch voller Optimismus vorbei. Auch Michael wird von mir kurz gesichtet. Nur den Stephan vermissen wir. Machen uns Sorgen um ihn. Dann habe ich ihn in der Menge verpasst. Dirk hat kurz mit ihm gesprochen. Ihm tuen schon nach kurzer Zeit die Schienbeine weh. Robert sieht bis zum Schluss prima aus. Auch Frank joggt noch - im Gegensatz zu vielen anderen (vielleicht tut er das auch nur, während er an uns vorbeiläuft ;-)?). Egal! Sein erster Marathon! Sein erster Ironman! Wahnsinn! Ich sehe Ihn das letzte Mal 2,5 km vorm Ziel. Ihm tut alles weh, aber er ist happy! Wegen meinem Hund konnte ich leider nicht länger warten. Hätte Stephan gerne noch beigestanden auf seiner letzten Runde.
20.12 Uhr: Sehe gerade, dass Stephan noch nicht im Ziel ist. Hoffe, er musste nicht noch im letzten Teil aufgeben! Das wäre ärgerlich. Aber kein Beinbruch! Wahnsinn, wer alleine schon diese Schwimm- und Radstrecke schafft und dann überhaupt noch den Biss hat, auf die Laufstrecke zu gehen - vor allen Dingen bei dem Wetter. Aber bestimmt wird er es auch noch schaffen!!!!
Jungens! Ihr seid spitze!!!!!!!!!! Ihr könnt stolz auf Euch sein, so wie es Eure Familien, Freunde und Wegbegleiter auch sind!!!!
Genießt den Nachhall dieses bestimmt unglaublichen Gefühls, die Ziellinie zu überschreiten, Euren Schlaf und wenn der Schmerz nachlässt! Ja und natürlich die morgige Finisherparty!!
Bis bald! Liebe Grüße!
Irmy


Es ist eine grandiose Leistung, erst 3.8 km schwimmen, dann knackige 183 km auf dem Rad und zur Krönung nochf einen Lauf über 42,3 km.

Männers, wir sind enorm stolz auf Euch !


Stand: 08. August 2010