Bericht zur Transalp 2007

Klaus Kredel / 152A

V o r w o r t
Direkt nach der JTT2006 und auch Wochen später noch hatte ich gesagt, dass ich keine weitere JTT mehr fahren werde - 4 x sei genug. Der Streß war mir einfach zuviel - auch die körperliche Belastung, weil fast täglich am Anschlag oder drüber. Dann kamen wieder die Gespräche mit den Freunden und Aspiranten für 2007 und der Gedanke, es ein fünftes und allerletztes Mal zu versuchen. Auch fing es wieder an, in den Beinen zu jucken - der seinerzeitige Schmerz war längst vergessen. Und schwupps, da war´s schon 12:00 Uhr mittags am 01. Dez. 2006 - und ich angemeldet. Diesmal mit Horst Faust und wieder in der Kategorie Grand Masters mit zusammen 116 Jahren. Dann hieß es warten auf die Streckenfestlegung und ich hätte kotzen können, als bekannt wurde, dass es wie in 2005 über meinen "Lieblingspass" gehen sollte, das Stilfserjoch (2.757) mit über 2.200 Höhenmetern am Stück. Aber das Unglück war nun nicht mehr aufzuhalten und nahm seinen Lauf, die Trainingsvorbereitungen begannen. Diesmal ohne die üblen Schwitzeinheiten in der Spinningstube der TGS, dafür mehr MTB-Einheiten in den noch kalten Frühjahrstagen. Die Wochen und Tage flogen dahin, dann war auch schon das Startwochenende da.


23. Juni / Samstag / Anreisetag
Endlich war alles eingepackt, das Rad gut verstaut. Ich habe es zudem geschafft, meine Vorjahres-JTT-Reisetasche inhaltlich um einen Quantensprung leichter zu gestalten. Horst steht schon parat, als ich bei ihm vor fahre. Auch hier ist schnell alles zugepackt, das Rad ordentlich verzurrt - seine Frau verabschiedet - es kann losgehen. Ein Sharan ist eben auch ein gutes Gefährt für Radurlaube.
Ohne Verzögerung und mit Hilfe meines neuen TomTom erreichen wir Oberammergau am frühen Nachmittag fast zeitgleich mit den anderen F-d-R-Teams.
Die Akkreditierung geht diesmal ganz flott vonstatten - auch der Veranstalter ist in der Zwischenzeit bei der fünften Veranstaltung mit immer wieder kleinen Verbesserungen dabei. Wir ziehen uns auf´s Zimmer zurück und packen um. Danach drehen einige noch eine kleine Runde auf der morgigen Strecke bis zum Schloß Linderhof, andere testen, ob nach dem Zusammenbau alles richtig funktioniert, wieder andere verschieben das Fahren komplett auf den morgigen Tag - aber dann richtig.
Keine neuen Erkenntnisse gibt es auf der anschließenden Nudelparty im großen, aber dennoch engen Zelt des örtlichen Tennisvereines. Das Essen ist gut und reichlich, die Akkustik dafür nach wie vor sehr bescheiden und die Redner nur schwer bis gar nicht zu verstehen. Wir trollen uns und nehmen nach einem HWH/HWD noch ein dickes Eis zu uns. Danach die Frage: Wie wird das Wetter morgen - es kann garnicht anders - muss einfach gut werden.


24. Juni / Sonntag / Oberammergau - Imst
Zeitig haben wir unsere riesigen Taschen an den LKWs abgegeben, incl. die der beiden Damen Gitta und Andrea vom Team Radhaus Bonnet aus Schaafheim. Sie fahren mehr oder weniger mit uns, da wir auch für sie die Organisation der Etappenübernachtungen übernommen haben. Danach wie im Vorjahr Fotosession im Startbereich, natürlich wieder incl. des "
Röhrborngasse"nschildes.
Dann ist es auch schon zehn Uhr und die wilde Hatz geht los. Scheinbar geht es doch nur um 50 km - oder sollten wirklich um die 110 km mit 2.223 Höhenmeter vor uns liegen? Es wird wieder kräftig auf´s Tempo gedrückt. Ich klinke mich nach wenigen Kilometern aus und ziehe eine ruhigere Trittfrequenz vor. Nur nicht jetzt schon in den roten Bereich kommen! Da es vor dem Hahntennjoch (1.894m) noch einiges an Auf und Ab gibt (Ammersattel 1.096m, Höhen um Berwang und Kelmen), muss man sich ja jetzt noch nicht alle Körner rausschießen. Es ist heute schon klar, daß ich die restlichen 7 Mitstreiter aus der Fraktion "Röhrborngasse" auf allen Etappen reichlich vor mir herschieben werde. Altersbonus, oder so, wie man es auch immer nennen will. Die erste Labe ist gnadenlos überfüllt und auch schon verdreckt - das Los der später ankommenden halt. Ich spreche kurz mit Gitta und eile weiter.
Und schon sehen wir den immer wieder imposant wirkenden steilen ersten Anstiegskilometer zum Hahntennjoch vor uns. Meine Durchschnittsgeschwindigkeit bis dorthin liegt heuer nur bei 28,3 km (Vorjahr 36,5km/h), aber der Weg war ja auch etwas länger und welliger. Es läuft ganz gut bis oben, fällt zumindest nicht schwer. Die Abfahrt wie üblich ruppig, aber es ist warm und das Überstreifen der Windjacke lohnt nicht. Und außerdem ist unten in Imst schon Etappenende. Im unteren Bereich der Abfahrt und schon wieder im Wald hat es einige Radler mit Platten erwischt - so ein Pech aber auch, kurz vor der Toilette doch noch in die Hose gesch.....
. Leider ist das Ziel diesmal außerhalb des Ortes im/am Sportgelände. Vor zwei Jahren war das Ziel mitten in Imst und es herrschte dort ein Leben wie auf der Zeil in Frankfurt. Heuer war Downtown Imst wie eine Geisterstadt, richtig unheimlich. Nach der Zielankunft und entsprechender Auffüllung der Flüssigkeitsreserven mit ordentlichen Getränken gemeinsam zum Hotel Post ins Städtchen losgerollt, um ausgeschwärmt - wegen unterschiedlicher Wegefindungsideen - dort nach und nach anzukommen. Ein großer alter Laden, der sicher schon bessere Zeiten gesehen hatte - dafür war die Preisgestaltung schon um Jahre voraus. Manche rasten und ruhen, andere gehen eine Runde ins hauseigene Schwimmbad oder zur Massage. Später dann - und wir sind recht früh dran, will heißen: keine Warteschlange - geht's zur Pastaparty in die örtliche Kletterhalle im Sportzentrum. Es schmeckt gut und wir bestaunen die Jugend bei ihren Klettervorführungen.
Streß bereitet noch die Frage, ob und wann die Taschen am nächsten Morgen abgeholt werden - und wo liegen die tägliche Gazetta nebst den Ergebnislisten des ersten Tages.

Team 152


25. Juni / Montag / Imst - Ischgl
Puh, Taschenabgabe bereits um 7:00 Uhr - noch bevor man eigentlich weiß, wie das Wetter wird - d.h. besser Regenjacke und Armlinge mitführen. Nach kurzem neutralisierten Start geht es flugs voran über Landeck und das Stanzer Tal - und schnell ist kurz nach Sankt Anton die Steigung zum Arlberg (1.793m) und später der Pass erreicht. Oben Verpflegung und hurtig ein vanilliger Tetrapack von Fresenius (Nahrung für Magersüchtige) reingezogen. Flüssige Kalorien gehen immer, bei festen dagegen tue ich mich schwer. Also eben auf diesem Wege. Für die kilometerlange Abfahrt ziehe ich schnell noch die Jacke gegen den Fahrtwind über, - es ist kühl im Schatten. Später fahre ich am Beginn der Silvretta-Hochalpenstraße und im letzten Ort vor dem Anstieg zur Bieler Höhe (2.017m) doch tatsächlich an der Kneipe vorbei, in der ich vor zwei Jahren eine wichtige Hopfenkaltschale zu mir nahm. Ohne Haltepausen geht´s hinauf - dennoch zieht es sich wie Gummi. Endlich oben, schnell einen Blick über den unteren und dann den oberen See geworfen, kein Halten, keine Windjacke, abwärts wie auf der Flucht ins Paznauntal. Und fast hätten es ein paar frei laufende Jungrinder geschafft, mich vom Fahrrad zu werfen. Nochmal Glück gehabt und den Zusammenstoß gerade noch vermieden. Das Ortsschild Ischgl naht, das Ziel ist gleich erreicht. Es geht mir gut! Schon zum dritten Male bin ich in der gleichen Pension, (2004/2005/2007, Almrausch, Haus 206), die Freunde natürlich zum ersten Mal. Die Zimmer sind gut, wir alle zufrieden. Bei der späteren Pastapary ist es ätzend heiß, wir flüchten sofort nach dem guten Essen nach draussen. Horst, mein Teampartner, fühlt sich nicht so gut und zieht sich ins Zimmer zurück. Wir erfahren noch, daß das morgige Wetter nachmittags stark gewittrig sein könnte und dass die Koffer bereits um 6:30 Uhr abzugeben sind. Jeden Tag früher, ein ätzender Bestandteil dieser und aller bisherigen JTTs. Dann ziehen auch wir uns zurück.

Andrea + Gitta

Gitta und Andrea


26. Juni / Dienstag / Ischgl - Naturns
Der Blick aus dem morgendlichen Fenster lässt uns erschauern. Das Bild nach oben auf die Bergspitzen zeigt, dass es schon ein paar hundert Meter höher in der Nacht kräftig geschneit hat. Was zieht man an? Ich bleibe bei der Windjacke und streife noch die Armlinge über. Gleich nach dem Start geht es neutralisiert auf den nächsten etwas über 20 Kilometer bergab. Es ist kein schönes Fahren, Schwachgeister schießen links vorbei und drängen sich dann vor dem stehenden Gegenverkehr wieder rechts rein. Es kommt zu vielen unschönen Situationen und den ersten Stürzen. Aber bald haben wir den Abzweig zum engen Anstieg auf den Tobadill (1.152m) erreicht. Hier entzerrt sich das Feld, es ist ja bekannt, daß die Berge in dieser Beziehung sehr selektiv sind. Kein großes Gespräch mehr, höchstens ein Geschimpfe, wenn der Vordermann auf dem schmalen Sträßchen mal beim Schalten fast stehen bleibt oder es aus irgendwelchen anderen Gründen etwas stockt. Keiner will aus den Pedalen raus - noch geht es etwas hektisch zu. Die Abfahrt ist eng und kurvenreich - aber es geht gut voran. Nach einem etwas langweiligen Stück geht's noch vor der bekannten Kajetansbrücke direkt am Grenzposten (A/CH) rechts ab in Richtung Martina. Kurz vor Martina dann links ab zur Norbertshöhe mit ihren 14 Kehren. Diese ist auch gut zu fahren, man kennt sie ja mehrfach vom 3-Länder-Giro. Und jetzt ist auch klar, woher die Peaks auf der Streckenbeschreibung kommen. In Nauders fahren wir am Schloß vorbei und auf anderen hoch-und-runter-Nebenwegen, nicht auf der gleichmäßig an Höhe gewinnenden Landstraße. Oben geht's weiter auf der rechten Seeseite, die Landstraße liegt am linken Ufer. Reschenpaß (1.508m) - wir sind oben, man merkt es kaum. Die Abfahrt ist weniger schön, die Landstraße zwar breit, aber der böige Seitenwind hebt einige JTT-Teilnehmer fast aus dem Sattel. Unten geht es kurz nach der Ortschaft Schluderns dann irgendwann auf die Vintschgauer Höhenstraße (1.578m). Die stellte ich mir etwas anderes vor, nicht aber als nur ein schmales asphaltiertes Wegelein, das sich mal mehr und mal weniger nach oben schraubt. Horst hat sich heute zurückgehalten und er, den ich weit vor mir wähnte, ist kurz nach Nauders zu mir aufgefahren. Wir bleiben über eine längere Wegstrecke zusammen - praktisch bis zur letzen größeren Abfahrt. Hier lasse ich mich mit über 85 km/h ins Tal fallen und haste auch die letzten 15 oder 20 km wie bekloppt voran durch Weinberge und Obstplantagen. Vorsprung - Vorsprung, einmal vor Horst im Ziel sein, so lautetet die Devise. Unterwegs muß ich noch einige Unfälle zur Kenntnis nehmen, zu rasante Fahrer, die Bekanntschaft mit Verkehrskreiseln oder gar harten Teilen in Obstplantagen machen mussten. Selbst der letzte Hubbel mit der Ortschaft Tarsch wird flott gemeistert, ich kann noch einige Überholungen langsamerer bzw. platter Mitstreiter/-innen verbuchen. Und ich habe es geschafft, 15 oder 20 Minuten vor Horst, soviel waren es wohl. Das tut dem alten Mann gut. Vielen Dank Horst, das baut mich auf, auch wenn es nur eine Eintagsfliege sein wird. Die Pastaparty war gut, das Essen hat geschmeckt - und wir haben dabei im Freien sitzen können. Die Innenräume sind immer viel zu überhitzt, das hält kein Mensch aus. Horst hat die Pastaparty ausgelassen und sich direkt aufs Ohr gelegt. Morgen wieder ein kräftiges Frühstück, dann wird es auch bei ihm wieder richtig gut laufen. Wir jedenfalls haben gut gegessen, ich habe wie immer die Ergebnislisten abgewartet und abgegriffen - dann noch ein Bier oder zwei - flugs ab in die Kiste.

Team-Management

Teammanagerin Irmy


27. Juni / Mittwoch / Naturns - Livigno
Der Tag, der mir im Vorfeld den meisten Respekt abverlangte! Ich bin schon 3 x von Prad aus über das Stilfser Joch (2.757m) gefahren, deswegen kann ich es aber noch keinen Deut mehr oder besser leiden. Ich hasse diese endlosen und kraftraubenden Bergaufstrecken - hier über 1.800 HM alleine ab Prad. Nach der frühen Taschenabgabe ging es zu einem guten Frühstück in Irmys Hotel. Dabei ergab sich erneut ein Fotoshooting für unsere örtliche Presse durch unsere rührige Managerin. Nachdem Gitta auch noch festgestellt hatte, daß ihr Schlafanzug noch im Hotel hing und unser Management die Abholung übernahm, gings dann endlich zum Start. Der Anlauf bis Prad, von wo es dann erst richtig los geht, betrug etwa 35 km bei 400 HM. Gleich gegenüber der Verpflegung in Prad schnell und erstmals auf dieser JTT ein Gasthaus aufgesucht und darin den Flüssigkeitshaushalt überprüft und aufgefüllt mit einem kleinen Bier für den Durst zwischendurch. Dazu 2 x meine Tetrapacknahrung - das hat mich bis oben hin aufs Joch gepuscht. Nach der letzten Kehre mussten wir minimalsten Schneefall registrieren, aber die Straße blieb trocken dabei. Windjacke an, ab nach unten Richtung Bormio. Heuer kam mir diese Abfahrt länger vor als vor zwei Jahren, wohl nur, weil mich der Gedanke beschäftigte, nach Bormio noch über zwei Passhöhen und insgesamt ca. 1.200 HM klettern zu müssen. Und unten gleich wieder der wärmenden Jacke entledigt - zu schnell überhitze ich. Aber es lief richtig gut. Ein junger Teilnehmer fragte mich kurz vor der Höhe des Passo Foscagno (2.291m), ob ich noch ein Gel für ihn habe. Er schien am Ende und ich nicht! Generös und ohne Worte - wegen eigener Beanspruchung aller Recourcen - zog ich ein solches raus, reichte es ihm und trat wieder rein. Kurz vor der Paßhöhe fing es leicht an zu tröpfeln, hörte aber ganz oben gottlob wieder auf - weiter ohne Regenjacke, prima. Dann ging´s nochmals 150 bis 200 HM bergab, wieder etwas hoch auf den finalen Tagesberg, den Passo d´Eira (2.210m), dann ganz flott bergab. Die Regenjacke blieb weiterhin am Lenker, auch wenn der Himmel nordwestlich ziemlich finster wurde, ein Gewitter schien aufziehen zu wollen. Nichts wie runter vom Berg jetzt, ab ins Ziel. Und es hat gereicht, ich bin trocken dort angekommen. Andrea hat es leider aufgrund eines Plattens nicht mehr bei Trockenheit geschafft - schade. Wir sind dann aber 20 Minuten später auf den Flachmetern vom Zielbereich zum Hotel, ca. 3 km, doch noch etwas gewaschen worden - aber das haben wir schmunzelnd und fluchend zugleich hingenommen. Frank und Dirk sind später mit dem Taxi zum Start/Zielbereich gefahren, um sich die bestellte Massage verabreichen zu lassen. Wir anderen haben´s uns im Hotel gut gehen lassen, geruht, und sind gegen 18:00 Uhr zusammen mit den Mädels in eine nahe Pizzeria gepilgert. Mal keine Pasta, dafür feine Pizza, Salate, andere edle Dinge. Und der Hunger dazu war da ! Bernd verlor auf der heutigen Etappe in Höhe Prad eine Linse und musste den Rest der Strecke mehr oder weniger einäugig weiterfahren. Aber Bernd ist hart, der würde auch mit einem Bein weiterfahren. Dennoch erhielt er ob des vorgenannten Handycaps null Zeitgutschriften. Kommentar eines Autofahrers an einem besonders steilen Stück Straße: "Schafft was und fahrt hier nicht nur so einfach rum". Frank hat´s gottlob nicht gehört, sonst hätte es wieder Diskussionen und mehr gegeben. Aber für was hat er eigentlich seinen Rechtsanwalt.

Führungsfahrzeug U. Stanciu

2007-Tourber-KKR15

2007-Tourber-KKR-18

2007-Tourber-KKR-17


28. Juni / Donnerstag / Levigno - Ponte di Legno
Schönes Wetter, blauer Himmel, aber eine elende morgendliche Frische in diesen Höhen (1.800m) 09:00 Uhr, Start in Levigno: Nach einer Ehrenrunde des gesamten Pelletons durch die langgestreckte Ortschaft - auf Wunsch des Bürgermeisters - ging´s gleich für knapp 20 Kilometer hoch zum Forcola di Livigno (2.315m). Letztes Jahr bogen wir beim Engadiner Radmarathon auf der Höhe rechts ab zum Berninapass, heuer fuhren wir links ab - wunderhübsch und für viele Kilometer (knapp 40) bergab durch das Val Poschiavo bis Stazzona. Nicht ungefährlich manchmal, besonders in den Ortschaften und ganz besonders in Nähe der Eisenbahnschienen des Bernina-Express, die manchmal parallel zur Straße liefen oder diese in einem für Radfahrer ungünstigsten Winkel querten. Natürlich gabs wieder einige Stürze wegen Unaufmerksamkeiten sowie Überschätzung der eigenen Künste. Danach war der Anstieg zum Passo Mortirolo (1.826m) angesagt, der sich endlos in die Länge zog, schier gar kein Ende nehmen wollte.
Gitta hat dann auch noch aus unerfindlichen Gründen - wahrscheinlich war ihr die bisherige Strecke zu wenig anspruchsvoll, am Mortirolo eine falsche Abfahrt genommen und mußte - sie hat´s aber irgendwann bemerkt - ca. 6 km Steilststrecke wieder bergauf fahren. So kam sie halt mal nach Andrea ins Ziel, was diese wiederum etwas aufgebaut hat- sie beide aber in der Wertung auf einen ungünstigeren Platz im Klassement warf. Die letzten 12 km ging´s dann nochmal ungemütlich ständig leicht bergauf. Und wenn man dann glaubt, man ist da - weit gefehlt. Man mußte über die örtliche Umgehungsstraße und immer wieder leicht bergan bis ans äußerste Ortsende, um dann nach links in den Zielort abzubiegen. Ich jedenfalls war in Ponte di Legno dann ziemlich leer und die dargereichten Speisen im Zielbereich wollten noch nicht an mich. So sind wir dann in aller Ruhe und etwas verzettelt die 3 oder 5 km nach Temu zurückgerollt zu unserem Hotel. Ein einfaches Haus mit gesalzenen Preisen. Die haben ganz schön hingelangt, alter Schwede. Später dann fast geschlossen mit dem Shuttle-Bus wieder hoch ins Start/Zielbereich gefahren zur Pasta-Party. Das war wirklich toll in der großen und luftigen Halle und die Verpflegung war vom Feinsten. Mehrere kostenfreie Nachschläge und diverse (zahlungspflichtige) Biere fielen wie durch einen Rost nach unten. Mann, hatte ich einen Bärenhunger.
Nach Siegerehrung, Bildern des Tages usw. dann wieder zurück ins Hotel geshuttelt, wo wir noch einen Gute-Nacht-Trunk einnahmen und die Ergebnislisten diskutierten
.

.

2007-Tourber-Rad-kaputt
Es wird brutal hart gefahren in diesen Tagen! Gottlob nicht in den Reihen der F-d-R.

2007-Tourber-Aerzte

Die Herrschaften auf/mit den Motorrädern richteten es immer wieder. Ihnen - dem Ärzteteam - gebührt unser aller Dank ! Sie waren immer da, wenn man sie brauchte und gaben die notwendige Sicherheit. Jedes Jahr bisher.



29. Juni / Freitag / Ponte di Legno - Kaltern
Heute ein besonderer Tag, keiner weiß es so genau warum, aber wir fahren nach Kaltern. Dort hat es uns im Vorjahr extra gut gefallen - vielleicht auch, weil wir das WM-Spiel Deutschland-Argentinien unter der Weinlaube mit einem Sieg feiern konnten. Erst ca. 12 km hinauf zum Passo Tonale (1.884m), dann wieder endlos bergab, ganze 40 km. Anschließend der harte Anstieg zum Brezer Joch (1.401m). Irgendwo da oben habe ich an einsamer Stelle nochmals einer kleinen Hopfenkaltschale gefrönt - wiederum absolut labend und die Geschwindigkeit erhöhend. Nach einer Abfahrt dann der finale Berg für heute, der Mendelpass (1.378m). Heuer von Fondo aus, letztes Jahr von Kaltern her. Von der Fondo-Seite her relativ kurz und einfach, selbst eine kleine Umleitung bringt weder erwartete Mehrkilometer noch mehr Höhenmeter. Die Abfahrt Richtung Kaltern ist einfach genial. Breite, teils neue und übersichtliche Straße mit gutem Belag, einfach nur zum Genießen. Aber oh Schreck, die Abfahrt ist ja ganz schön lang - das sind wir alles im letzten Jahr auf der finalen Etappe hoch gefahren. Hut ab, denke ich da mal kurz! Aber selbst hier noch überschätzen sich einige JTT-Teilnehmer oder sind zu euphorisch und stürzen in den zu schnell genommenen Kurven. Oft ist es eine kleine Unkonzentriertheit mit fatalen Folgen. Unten noch ein paar flache Kilometer incl. zweier Asphaltblasen, dann ist schon das Ortsschild von Kaltern zu sehen. Nichts wie rein ins Ziel in der Weinkellerei, die anderen "vor-mir-herschiebe-Kandidaten" von den F-d-R warten schon auf mich. Horst springt sofort auf und holt mir ein Bier, welches ich sichtlich genieße. Danke! Und auch die dicke Bratwurst schmeckt fünf Minuten später schon wieder, da müssen die Freunde ein paar Minuten warten mit dem Rutsch ins Hotel. Als erstes werden wir mit den Rädern in einen leeren und fast staubfreien Verkaufsraum dirigiert, besser und sicherer kann es nicht mehr sein für unsere besten Stücke. Und was sagt man im Hotel: "Ach ja, Sie kenne ich doch vom letzten Jahr. Sie haben doch so viel gegessen und immer wieder etwas bestellt". Da fiel mir doch vor Schreck die JTT-Riesentasche aus der Hand. Nicht weil ich so groß bin, nicht weil ich so schön bin, nein, weil ich soviel gegessen habe! Da staunt man doch ein wenig. Aber ich hab´s ihnen gezeigt: Habe heuer wieder die notwendigen Mengen gegessen und getrunken, weil alles stimmig. Ist einfach ein schönes Plätzchen im Laubengang des Hotel Turm. Zwischendurch wurde dann noch zum üblichen Wäscheeinsammeln gerufen und ein finaler JTT-Waschgang veranstaltet. Alles wurde uns fein säuberlich aufgehängt, lediglich ein paar Teile mussten wir dann aus dem Weingesträuch der Pergola fischen. Und der Waschgang war ein kostenfreier Service des Hauses - das findet man auch nicht überall.
Übrigens kam unsere Managerin extra aus Naturns zu uns rüber nach Kaltern zum gemeinsamen Abendessen. Späterhin auf einem Rundgang durch den Ort mit allen F-d-R dann noch das obligatorische Rieseneis als Abschluß eines schönen Tages.

2007-Tourber-KKR-19

2007-Tourber-KKR-21

2007-Tourber-KKR-22


30. Juni / Samstag / Kaltern - Riva del Garda
Letzter Tag mit frühem Aufstehen. Unsere freundlichen Herbergsleute haben uns mit einem guten Frühstück nett verabschiedet. Nach dem Start geht´s gleich wieder neutralisiert und für ca. 5 km bergab. Dann eine flache Hetz- und Jagdstrecke bis Mezzolombardo mit den entsprechenden Stockungen und dem üblichen Resultat. Ein Sturz. Wie es nur immer wieder passieren kann, unglaublich. Sieht nicht zu gut aus, der Gute, hat ihn ganz schön auf die Straße geschmissen. Auf dieser Geraden schießt irgendwann Andrea im Schlepptau eines Kerles an mir vorbei. Den läßt sie aber nach ein paar weiteren Metern wie einen Anfänger stehen und jagt weiter. Ob sie den spanischen Arzt oder mehr kennt, denke ich ?!? Kann die ranklotzen, es macht mich sprachlos und ich befürchte schon, nach ihr am Gardasee anzukommen. Das darf nicht sein! Aber dann kommt der Berg und rettet mich. Es ist der Anstieg nach Fai della Paganella und weiter nach Andola, einen Namen hat der Berg gemäß unseres Roadbooks eigentlich nicht. Er läßt sich auf den nächsten ca. 15 km sehr gleichmäßig fahren und mein Vorsprung zu Andrea vergrößert sich mit jedem Meter. Über Molveno und San Lorenzo geht´s bis zur finalen Verpflegungsstation hinter Ponte Arche. Hier nehme ich etwas Wasser, einen letzten Tetrapack, dann stürze ich mich in den Passo del Ballino. Nochmal ca. 400 HM, es ist heiß und die Weinberge geben keinen Schatten. Aber das Ziel ruft !!! Die letzten Kräfte werden mobilisiert. Oben! Noch einen Blick auf den kleinen See, den Lago di Tenno auf der linken Straßenseite, Wasser so blau wie auf einer Südseepostkarte. Der Gedanke nach Urlaub und einfach rumliegen schießt mir durch den Kopf. Nichts da, weiter geht es, nur nicht schwach werden jetzt! Kurz danach ist schon die Seeluft des Gardasees zu schnuppern und es geht nur noch bergab. Die Zeitmessung ist wieder ein paar Kilometer vor dem Zielort auf der Abfahrt plaziert, man mußte das Renngeschehen aus Sicherheitsgründen aus dem Ort herausnehmen. Gut so!
Somit sind die letzten Serpentinen zum Genießen da und ich rolle - aber immer noch nicht ganz langsam, Rennfeeling ist schließlich noch in mir - nach Riva del Garda. Dort bin ich aber gleich mehrfach erstaunt, werde ich doch bei der Zieldurchfahrt namentlich ausgerufen und begrüßt: "Wir gratulieren Klaus Kredel von den Freunden der Roehrborngasse bei seiner 5. Zielankunft bei einer JTT". Woher wissen die das, wie kann das sein? Nachher stellt sich raus, daß die Kollegen dies veranlaßt haben. Eine nette Geste für den alten Mann bei seiner letzten Transalp. Danach Empfang bei der Truppe mit gegenseitigen Gratulationen zum Erreichten und erwünschte kalte Getränke aus grüner Flasche in Hülle und Fülle. Anschließend die übliche Abgabe der Räder an den JTT-LKW´s zum Rücktransport nach OA, nicht ohne vorher noch bei Rose die Pedale abgeschraubt haben zu lassen. Der Weg in´s Hotel ist heuer kürzer, es ist schließlich gleich in der Nähe im alten Stadtkern. Sofort bringen wir das
Röhrborngasse-nschild am Fensterladen des Hotels im ersten Stock an. Darf und soll schließlich jeder wissen, welche tollen Kerle hier wohnen. Nach Duschen und Ruhen gehen wir anschließend fein Essen. Man gönnt sich ja sonst nichts. Später dann die übliche und langwierige Siegerehrungsprozedur mit der Überreichung des fehlerhaften Finisher-Trikots.
Dem Aufdruck nach, der 8 Etappen ausweist, müssten wir morgen noch einmal auf´s Fahrrad. Bloß nicht, es reicht für diesmal, der Hintern wurde genug malträtiert in den letzten Tagen.

2007-tourber-KKR-00

2007-Tourber-KKR-10a


01. Juli / Sonntag / Riva del Garda - Oberammergau - Rodgau
Nach einer lauten Nacht - weil das Hotel innerörtlich und das Nachtleben dort sehr lange und ausgiebig und die Müllwerker pünktlich um 04:30 Uhr lärmten - bei hohen Umgebungstemperaturen recht wenig geschlafen und nur mittelprächtig gefrühstückt. Kurz nach neun sind wir dann gemeinsam mit Sack und Pack in Richtung Busparkplatz getigert. Die Tasche wirkte heute wieder schwerer, wie kommt´s? Es war ein wildes Durcheinander und jeder wollte in den ersten Bus von 10, 12 oder gar 15, die da kamen. Schließlich hatten wir es geschafft, bis auf Andrea - sie wurde von ihrem Freund empfangen und blieb noch einen Tag - gemeinsam in einem Bus unterzukommen. Die Rückfahrt nach OA ging ohne Stopp ab und verlief recht ruhig. Am Parkplatz in OA dann schnell die schweren Taschen in die Fahrzeuge und zu Fuß zum Bikepark. Ja, wo ist sie denn, die Marke, ohne die wir unsere beiden Teamfahrräder nicht zurück bekommen. Gottlob, ein gutes Haus verliert nichts und wir lösen die Räder aus. Zurück zum Fahrzeug, alles ordentlich verstaut und dann mit Irmy, Dirk und Frank vereinbart, in welchem Gasthaus wir noch was ordentliches essen wollen. Es geht doch nichts über einen schönen Schweinebraten mit Semmelknödeln und eine HWD dazu. Ich habe über die Tage ca. 2 kg an Gewicht verloren, das wollen wir doch schnellsten wieder ausgleichen. So gestärkt blasen Horst und ich in Richtung Rodgau - wir wollen jetzt endlich wieder in die Heimat.

2007-Tourber-KKR-12


F a z i t:
Ich bin schon ein klein wenig stolz, in meinem Alter (2006 = 60 J.) 5 x als Finisher dabei gewesen zu sein und in jeweils sieben Tagen um die 800 km mit ca. 20 Pässen und um die 20.000 Höhenmetern so gut geschafft zu haben. Dabei habe ich mit Fred R. (3x), Stefan G. und Horst F. drei Teampartner verschlissen.
Heuer war es natürlich auch wieder anstrengend und beileibe kein Zuckerschlecken, aber es lief insgesamt gut rund. Dennoch mußte ich mir jeden Höhenmeter erkämpfen, ich bin schließlich kein Bergfix wie Dirk oder Günter.
Auch wenn ich der langsamste der F-d-R-Herren war, mir hat es immer Spaß gemacht (am Stilfser Joch natürlich deutlich weniger!). Dennoch steht es unwiderruflich fest, es war die fünfte und damit letzte JTT mit mir, selbst wenn es zum Anmeldetermin für 2008 am 1. Dezember wieder arg in den Beinen jucken sollte.
Und sollte mich mal jemand irgendwo mit einem meiner Finisher-Trikots langsam am Berg sehen und sich wundern, dann möge er/sie bedenken: Ich wollte die JTT nie gewinnen, ich wollte nur dabei sein. Und nicht letzter werden, was in all den Jahren dicke gelungen ist.


Ich danke den sieben Kameraden sowie der Teammanagerin aus den Reihen der Freunde der Röhrborngasse sowie den Damen Gitta und Andrea vom Radhaus Bonnet für die absolut schöne Zeit während der JTT 2007 !

..endlich, am 22. Aug. 2007